Vom Beschreiben zum Zeigen – 5 Tipps

Im letzten Beitrag habe ich erklärt, was der Unterschied zwischen Beschreiben („Tell“) und Zeigen („Show“) ist und wann was angebracht ist. Meistens ist „show“ die bessere Wahl (aber nicht immer). Trotzdem ist es für mich doch häufiger der Fall, dass ich Schwierigkeiten habe, vom Beschreiben zum Zeigen zu kommen. Also etwas zu zeigen, anstatt es einfach zu zeigen. Deswegen gebe ich in diesem Beitrag 5 Tipps, wie es leichter fällt, etwas zu zeigen anstatt zu beschreiben. Mir helfen sie.

1. Weniger ist mehr

„Show“ heißt nicht, dass es ausschweifend sein muss. Man könnte schreiben „Es schneite“. Das wäre effizient, aber langweilig. Um zu zeigen, dass es schneite, müssen die 2 Wörter jetzt aber nicht mit 100 Wörtern in einem langen Absatz ersetzt werden. Es müssen dann nicht die verschiedenen Formen der Schneeflocken beschrieben werden und wie sie in einem Wimpernschlag auf den Fensterscheiben zu Wasser schmolzen und dann als Tropfen das Glas herunterrannen.
Lesende sind nicht dumm. Ein kurzer Satz wie „Die Schneeflocken legten einen weißen Film auf die Landschaft.“ reicht absolut.

2. Gedanken anstatt Gefühle

Das geht natürlich nur mit der entsprechenden Erzähl-Perspektive. Wenn man nah am Charakter dran ist, kann man Gefühle in Gedankenform zeigen. Zum Beispiel:
„Ich war sauer, dass Anna so viel Geld für dieses Essen ausgegeben hatte.“
wird zu
„Ich hatte keine Lust, während dieses blöden Essens mit Anna zu reden. Die ganze Zeit beteuerte sie, dass es das Geld wert gewesen sei. Warum konnte sie das Thema nicht einfach endlich begraben.“

3. Dialoge / Etwas mithören

Das wird in manchen Videospielen benutzt. Wenn die Figur die Straße entlang geht hört sie, wie sich ein paar Dorfbewohner über den schrecklichen Vorfall unterhalten und Theorien austauschen. Das gibt dem Spieler Hinweise, wie er den Fall lösen könnte. In einem Buch kann man das ähnlich machen. Der Charakter kann an einer Bar sitzen und Gespräche belauschen oder hören, wie Leute im Büro über seine Freundin tuscheln. Oder es kann auch ganz direkt sein. Wenn es heißt, dass die Leute in dem Ort unfreundlich seien, kann einer einfach mal der Figur vor die Füße spucken oder ihn aus dem Nichts heraus beschimpfen. Reagieren die anderen vor Ort nicht, kann man annehmen, dass dieser Verhalten üblich ist.

4. Die 5 Sinne

Wenn ich wirklich festhänge und kein „show“ hinbekomme, versetze ich mich in die Szene und überprüfe die 5 Sinne. Was sehe ich? Was fühle ich? Hab ich Etwas zum Antatschen (Ein Tisch, eine Wand, eine Glas, etc., nicht was ihr vielleicht denkt 😉 )? Wie riecht es? Schmecke ich vielleicht sogar etwas?
Anders formuliert: „Sag mir nicht, dass Kaffee gekocht wird sondern sag mir, wie er riecht“.

Im Thema White Room Syndrome habe ich diese Methode auch schon beschrieben.

5. Grundsätzlich immer: Übertreiben!

Das gilt für alle vorangegangenen Tipps. In Büchern kann von mir aus gerne etwas übertrieben werden. Nicht in ewig langen Absätzen. Aber wo man als Durchschnittsmensch vielleicht denken würde „War jetzt nicht so cool, dass die mir den Platz geklaut hat.“ Kann eine Figur im Roman gerne ausschweifend werden, um das Missfallen zu zeigen. „Die blöde Tante da hat mir echt den Platz geklaut! Unglaublich, was der einfällt. Hält sich wohl für was Besseres, die olle Zippe.“ Das ist viel unterhaltsamer und schreibt sich leichter.


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