Ein Lektorat finden

Ein Lektorat selbst zu finden ist nur nötig, wenn man Self-Publisher ist. Hat man einen Verlag, bestimmt dieser das Lektorat und übernimmt die Kosten dafür. Wie geht man aber als Self-Publisher vor? Ich habe ein Lektorat für meinen Debütroman „Anam Bri“ beauftragt und zeige hier, wie ich dabei vorgegangen bin.

Lektorat oder Korrektorat?

Bei einem Korrektorat wird der Text ausschließlich auf Rechtschreibung und Grammatik überarbeitet.

Bei einem Lektorat gibt es verschiedene Arten. Die Wichtigsten sind das inhaltliche und das stilistische Lektorat. Das stilistische Lektorat prüft auf den Satzbau, Lesefluss, überflüssige Adjektive, etc. Beim inhaltlichen Lektorat geht es um den Spannungsbogen, Charakterentwicklung, Logikfehler, etc.

Für meinen Debütroman wollte ich beides, Lektorat und Korrektorat.

Wo findet man ein Lektorat?

Zu Anfang habe ich wild darauf los gegooglet. Jetzt würde ich aber jedem raten, direkt über den VFLL (Verband der Freien Lektoren und Lektorinnen) zu gehen. Ein Lektor muss Arbeitsexemplare einreichen und einen gewissen Standard erfüllen, um in diesen Verband aufgenommen zu werden. Das gibt mir als Autorin eine gewisse Sicherheit über die Qualität der Arbeit. Das Freie Lektorat ist nicht als Berufsbezeichnung geschützt. Heißt, es kann sich jeder Lektor/Lektorin nennen.

Auf dem Lektorenverzeichnis des VFLL konnte ich nach meinem Genre (Fantasy) filtern. Bis auf ein paar wenige, die keine Webseite, sondern nur eine E-Mail-Adresse hatten oder deren Kurzbeschreibung für mich total unpassend klang, habe ich mir alle Lektorate, die in der Suche angezeigt wurden, angesehen.

Wie wählt man ein Lektorat aus?

Ich hatte folgende Kriterien, die ich auch entsprechend priorisiert habe:

  1. Ausbildung – Hat die Person einen Abschluss in einem relevanten Studiengang, wie z.B. Germanistik, oder sonstige Arbeitserfahrung in diesem Bereich?
  2. Referenzen – Entsprechen diese Bücher meinem Stil?
  3. Preisaufschlüsselung – Hier ging es mir nicht unbedingt um den Preis an sich, aber ob es eine klare Übersicht gab, was in dem Lektorat enthalten ist und was nicht.
  4. Angebot von Probelektorat – Beim VFLL bieten alle ein Probelektorat an, manche schreiben das aber nicht auf ihre Website. Das ist nicht weiter schlimm, macht alles aber etwas umständlicher.
  5. Bauchgefühl – Ja, ein paar Lektorate habe ich auch aussortiert, weil mir irgendwas anderes nicht zugesagt hat: Eine unübersichtliche Website, komischer Inhalt auf der Seite, der zu sehr nach Geldmacherei ausgesehen hat, etc.

Wie entscheidet man sich für ein Lektorat?

Ich habe 6 Lektorinnen angeschrieben . Zwei davon antworteten direkt, dass sie für die nächsten Monate ausgebucht sind. Von den anderen 4 habe ich ein Angebot und von 3 auch direkt ein Probelektorat bekommen (das hatte ich direkt in der ersten Mail mitgeschickt, wenn auf der Website stand, wie viele Seiten dafür gebraucht werden). Die initiale E-Mail, die ich geschickt hatte, habe ich ganz unten im Beitrag reingepackt. Ausgewählt habe ich das Lektorat basierend auf folgenden Punkten:

  • Das Probelektorat – Da ich 3 verschiedene hatte, konnte ich diese vergleichen und den Stil besser einschätzen. Gab es viele Kommentare oder nur einzelne? Waren diese für mich verständlich? Wurden bei allen die gleichen Fehler gefunden / die gleichen Stellen bemängelt?
  • Das Angebot – Ist im Angebot Lektorat und Korrektorat enthalten oder nur eines davon? Ich weiß, in einer idealen Welt würde das Lektorat und das Korrektorat getrennt, damit auch die Lektorin nicht „betriebsblind“ wird. Als Self-Publisher mit dem Debütroman muss man aber irgendwo Abstriche machen. Daher wollte ich beides in einem.
  • Der Preis – Dieser lag bei allen zwischen 3-7 Euro pro Normseite. Bei manchen war da dann aber nur das Lektorat und bei anderen Lektorat und Korrektorat enthalten. Hätte es sich preislich nichts genommen, ob ich beides in einem (z.B. 6 Euro) machen lasse oder es trenne (z.B. 2 Euro Korrektorat und 4 Lektorat), hätte ich die Trennung in Betracht gezogen. So war es aber nicht. Die Angebote lagen alle relativ nahe beieinander, nur war die beinhaltete Leistung sehr unterschiedlich.
  • Bauchgefühl – Durch das Probelektorat aber auch durch die Art und Weise der Antworten merkt man, ob jemand einem sympatisch ist oder nicht. Wäre mir da jemand negativ aufgefallen, hätte ich dieses Lektorat auch aussortiert. Zum Glück war das aber nicht der Fall.

Der ganze Prozess, von „anfangen, Webseiten von Lektoraten zu vergleichen“ bis zum Vertrag, dauerte bei mir knapp eine Woche. Ich hatte über das Wochenende die 6 Lektorate ausgesucht und angeschrieben und von allen direkt Montag und Dienstag eine Antwort erhalten. Die definitive Zusage hatte ich dann am Mittwoch gegeben und am Freitag waren alle Formalitäten geregelt und die Anzahlung in Auftrag gegeben. Das ging also alles sehr schnell, was mich riesig gefreut hat!

Die Frage, ob sich ein Lektorat denn lohnt, wie so was abläuft und wie lange es dauert etc. teile ich in einem anderen Beitrag, wenn das Lektorat dann abgeschlossen ist. Was ich schon mal sagen kann ist, dass meine Lektorin sagte, dass der erste Durchgang zum inhaltlichen & stilistischen Lektorat ca. 4 Wochen dauern würde für meine knapp 700 Normseiten. Auch bei den anderen Lektoren war die Einschätzung zum ersten Durchgang etwas zwischen 3-6 Wochen. Wenn ich das Manuskript zurück bekomme, muss ich alles überarbeiten. Das Korrektorat sollte angeblich dann weniger lange dauern.


Für Updates zu meinem Blog, folgt mir bei Instagram auf delia_schreibt. Kommentare und Fragen auch gerne direkt dort!


Die Mail an die Lektoren:

Guten Tag Frau/ Herr XX,
ich bin Neuautorin und auf der Suche nach einer Lektorin. Bei meiner Suche bin ich auf Ihre Seite gestoßen. Ich wäre an einem Probelektorat und einem Kostenvoranschlag interessiert. Unten ein paar Details zu meinem Buch und was ich mir von einem Lektorat wünsche.

Was ich suche:

  • Korrektorat (Korrekturlesen)
  • stilistische Überarbeitung (Satzbau, Lesefluss, Wortwiederholungen, etc.)
  • grobe inhaltliche Überarbeitung (Spannungsbogen, Charakterentwicklung, Logikfehler, etc.)

Zu meinem Buch:

  • Umfang: 1.044.296 Zeichen mit Leerzeichen,
  • Genre: Fantasy,
  • Den vorläufigen Klappentext können Sie hier finden.
  • Über mich: Dies ist mein erstes Buch, das ich veröffentlichen möchte.

Falls Sie noch mehr Informationen brauchen, bitte einfach Bescheid sagen!

Ich habe auch noch ein paar Fragen.

  • Was genau würde das Lektorat im Kostenvoranschlag abdecken (Welche Leistungen genau wären mit dem Betrag abgedeckt)?
  • Wie ist der Prozess vom erstem Kontakt bis Anfang des Lektorats (Vertrag, etc.)?
  • Wie ist der Prozess während des Lektorats?
  • Was ist ein ungefährer Zeitrahmen (Wann würde ich das erste mal Feedback bekommen/Wie lange dauert ein Lektorat in dem Umfang ungefähr, eher ein paar Wochen oder  mehrere Monate?)

Ich habe bereits den Textausschnitt als Normseite für das Probelektorat angehängt, ich hoffe das ist in Ordnung. 

Denken Sie, Sie hätten potenziell Zeit für mein Projekt? Ich freue mich über Ihre Antwort!

Beste Grüße,

Delia Liebkur