Erkenntnisse vom Lektorat – meine 4 häufigsten Fehler beim Schreiben

Als ich mein erstes Manuskript vom Lektorat zurückerhalten habe, war da sehr viel markiert, durchgestrichen und kommentiert. Sehr. Viel. Wer selbst schon mal ein Erstlingswerk in ein Lektorat gegeben hat, kennt das. Vier Fehler / Verbesserungsvorschläge, kamen bei mir aber immer wieder in den Kommentaren der Lektorin. Diese 4 häufigsten Fehler möchte ich mit euch teilen, damit ihr sie gar nicht erst so häufig macht wie ich.

1. Zeitauslöser vermeiden

Zeitauslöser sind Wörter wie „als“, „während“, etc.

Beispiel:

  • Mit Zeitauslöser: „Ich trank Kaffee, während ich meinen Blogpost verfasste.“
  • Ohne Zeitauslöser: „Ich verfasste meinen Blogpost und trank Kaffee.“

Schon als ich mein Manuskript selbst überarbeitet habe, habe ich diese Regel gelesen. Es war also eigentlich nichts Neues. Nun klingt das in der Theorie ja ganz einfach. Aber wenn es ums eigene Geschriebene geht, ist das was anderes.

Viele Zeitauslöser habe ich nicht gesehen oder wusste einfach nicht, wie man das ohne Zeitauslöser formulieren sollte. Meine Lektorin hat mir aber zum Glück meistens direkt ein Beispiel gegeben, wie ich den Zeitauslöser vermeiden kann. Nachdem ich dann gefühlt tausend Mal Zeitauslöser gelesen und umgeschrieben habe, habe ich es nun wirklich auch verstanden und kann sie in Zukunft besser vermeiden. Ganz weglassen werde ich sie aber ehrlich gesagt nicht. Ich sehe auch in Büchern, die ich mag, noch viele „als“ oder „während“. Das finde ich nicht schlimm. Aber man kann es ja etwas eindämmen.

2. Passiv mit Aktiv ersetzen

Im Passiv muss das Verb von einem Hilfsverb unterstütz werden. Im Aktiv reicht ein Verb.

Beispiel aus meinem Manuskript:

  • Passiv: „Ein leises Wimmern war zu hören.“
  • Aktiv: „Er hörte ein leises Wimmern.“

Manchmal kann die passive Version ganz praktisch sein, da es kein Subjekt braucht. Bei „Ein leises Wimmern war zu hören“, muss ich nicht spezifizieren, wer dieses Wimmern hört. Das kann man als Stilmittel verwenden. Ich persönlich habe aber zu oft Passiv verwendet, wenn es nicht nötig war.

Die aktive Version bringt, finde ich, den Lesenden näher an das Geschehen heran. Ich habe mich da besonders bei Gegenständen etwas schwer getan, also wenn ein Gegenstand „aktiv“ ist. „Ein Dolch zischte durch die Luft“ klingt aber tatsächlich viel besser und aufregender als „Ein Dolch wurde durch die Luft geschleudert“. Es geht bei Aktiv / Passiv nicht nur darum, einfach ein Subjektiv in den Satz einzubauen wie bei dem ersten Beispiel oben. Es geht auch darum, die Perspektive zu wechseln und das gleiche Geschehen anders darzustellen.

Ein Beispiel aus meinem Manuskript:

  • Passiv: „Der Dürre nickte. Die Tore wurden geöffnet und sie konnten passieren.“
  • Aktiv: „Der Dürre nickt und führte sie durch das Tor.“

3. Kein „anfangen“, „wollen“, „scheinen“, „möchten“

Diese Wörter schwächen die Aussage ab und können einfach mit ihrem folgenden Verb ersetzt werden.

Ein Beispiel aus meinem Manuskript:

  • Abgeschwächt: „Die Worte schienen ihr im Hals stecken zu bleiben.“
  • Ohne Abschwächung: „Die Worte blieben ihr im Hals stecken.“

Diese Regel kannte ich tatsächlich nicht. Entsprechend häufig habe den Fehler gemacht. Vielleicht ist das auch eine Angewohnheit als Analystin: Aus Erfahrung bin ich vorsichtig mit Formulierungen und sage lieber „Die Zahlen weisen darauf hin, dass …“ oder „Es scheint, dass XY zu ZZ geführt hat“. Ich mache selten definitive Aussagen wie „XY hat zu einem Anstieg an ZZ geführt“. Selbst wenn die letzte Aussage wahr wäre, kann man sich nie ganz sicher sein, ob man nicht etwas übersehen hat, ob nicht irgendetwas anderes zu diesem Resultat geführt hat. Etwas, was man nicht bedacht hat. Denn meistens ist die Lage nicht so einfach, wie sie scheint. Aber genug von Analysen. Ich habe mir jetzt abgewöhnt, Wörter wie „anfangen“, „scheinen“, „wollen“ oder „möchten“ zu benutzen.

4 . Stärkere Verben

Schwache Verben sind solche, die man für ganz vieles benutzen kann. Wie z.B. „machen“, „geben“, „bringen“, „kennen“, „gehen“, etc.

Ein Beispiel aus meinem Manuskript:

  • Schwach: „Der Anführer gab ein kleines Handzeichen. Die beiden Männer hörten auf.“
  • Stark: „Der Anführer gab ein kleines Handzeichen. Die beiden Männer ließen von ihr ab .“

Ich muss sagen, damit tue ich mich noch immer schwer. Ich finde es aber auch schwierig, stärkere Verben zu recherchieren. Selbst wenn ich meine Szene mit einem stärkeren Verb ausbessern will, ist es schwierig, solche Formulierungen zu finden. Ich recherchiere meistens Synonyme, aber da gewisse Ausdrücke sehr spezifisch sind und nicht immer Synonyme sind (wie „ablassen“ vs „aufhören“), ist meine Suche da oft nicht befriedigend.

Ich habe aber angefangen, auf meinem Kindle schöne Formulierungen zu markieren. Nicht, dass ich einen ganzen Satz klauen würde. Aber schöne Ausdrücke oder Verben, die mir nicht eingefallen wären, markiere ich mir und speichere sie in einem separaten Dokument. Ich hatte versucht, sie mir einfach zu merken – aber dafür ist mein Spatzenhirn zu klein 😀


Das waren meine 4 häufigsten Fehler, die mir im Lektorat aufgezeigt wurden und die ich definitiv versuche, in meinem nächsten Manuskript von Anfang an zu vermeiden.

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