4 fiese Methoden in der Buchindustrie

In jeder Industrie gibt es solche, die das System austricksen, um viel Geld zu machen. Diese Woche bin ich aber über ein paar Ausdrücke zu Methoden in der Buchindustrie gestolpert, die mich überrascht haben. Wenn ich darüber nachdenke, war es naiv von mir zu glauben, dass es in der Buchindustrie nicht auch irgendwelche „Black hats“, „Scammers“ oder wie man die Betrüger nennt, gibt. Tja, das böse Erwachen kam diese Woche, und ich möchte es mit euch teilen.

Ein Hinweis: Alles was ich beschreibe habe ich für den englischsprachigen Markt gelesen. Quellenangaben am Ende des Beitrags. Wie weit das Ausmaß auf dem deutschsprachigen Markt ist, weiß ich nicht. Aber ich denke nicht, dass er davon komplett verschont bleibt.

Book-Stuffing

Was ist das? Beim Book-Stuffing („Buch-Aufblähung“) werden hunderte Extraseiten ans Ende eines eBooks gepackt – zum Beispiel alle vorgegangenen Bücher der Reihe. Am Anfang des Buches gibt es dann einen Aufruf, um den Lesenden zum Ende des Buchs zu locken, z.B. um an einem Wettbewerb teilzunehmen. Bei Kindle Unlimited wird der Topf an Einnahmen aus den monatlichen Gebühren auf die Autoren nach gelesenen Seiten aufgeteilt. Wenn jetzt plötzlich alle Lesenden bei einem 1000-seitigem Buch zum Ende gehen, verringert sich der Gewinn der ehrlichen Autoren und die Book-Stuffer machen schön viel Geld.

Eine einfache Rechnung:

10 Leute zahlen 15 Euro in einem Monat für Kindle Unlimited. Der „Topf“, der auf Autoren aufgeteilt wird, ist also 150 Euro. Insgesamt werden in dem Monat 1.000 Seiten gelesen, davon 100 Seiten in meinem Buch. Ich bekomme also 10% von den 150 Euro, also 15 Euro. Durch ein Book-Stuffer blättern jetzt aber die Leute durch ein riesiges Buch, und insgesamt werden in dem Monat nicht mehr 1.000 Seiten gelesen, sondern 5.000. Meine 100 Seiten sind plötzlich nur noch 2% und anstatt 15 Euro, bekomme ich, die ehrliche Haut, noch ganze 3 Euro. Der Book-Stuffer mit den 4.000 „gelesenen“ Seiten hingegen bekommt 80% davon, also 120 Euro.

Click Farms

Was ist das? Den Begriff kennt man allgemein aus dem Social Media: Bezahlte Klicks, Likes oder Follows. Das gibt es auch speziell für Kindle Unlimited oder gar Amazon selber. Über fragliche Webseiten kann man sich für ganze 59 Dollar 100 Borrows (‚Ausleihen‘) auf Kindle Unlimited kaufen. Das ganze wird entweder von Bots oder tatsächlich von echten Menschen durchgeführt, die dafür bezahlt werden. Somit bringt man sein Buch innerhalb kurzer Zeit nach weit oben im Amazon Ranking, obwohl niemand je wirklich das Buch gelesen hat. Andere Bücher, die auf ehrliche Borrows und Clicks warten, rutschen somit weiter runter.

#CockyGate

Was ist das? Die Self-Publishing Autorin Faleena Hopkins brachte diverse Bücher mit dem Wort „cocky“ („überheblich“/“anmaßend“) im Titel heraus (‚Cocky Roomie‘,’Cocky Cowboy‘, etc. ). Ein Wort, das im englischen Romance-Bereich gerne benützt wird. Für Geschichten wie „Bad Boy verliebt sich in Mauerblümchen“ oder „Angesehene Tänzerin verliebt sich in den netten Nachbarn“. Hopkins hat sich das Wort „cocky“ in ihrer spezifischen Schrift als Teil eines Romance-Buchtitels schützen lassen, damit ihre Lesenden ihre Bücher erkennen. Ihr Gedanke war, dass das bei Filmen wie „Harry Potter“ oder „Twilight“ auch gemacht wurde.

Hopkins wollte durch den Schutz auf „cocky“ ihre Bücherreihe schützen, was im Nachhinein gesehen keine gute Idee war, wie sie selber in ihrem Blogpost zugab. Das Ganze hat sich damals sehr schnell hochgeschaukelt als es plötzlich hieß, dass das Wort „cocky“ an sich geschützt sei, was nicht der Fall war. Daraus entstand der Hashtag. Noch schlimmer wurde es, als Hopkins andre Autoren abmahnte, da sie ihr Markenzeichen benützen würden. Ob das wirklich so war oder nicht und wie ähnlich diese Schriften waren, konnte ich aus den Artikeln nicht sicher feststellen. Jeder behauptet etwas anders.

Das Ende vom Lied ist, dass das geschützte Markenzeichen wieder aufgehoben wurde. Ob jetzt hier Hopkins oder die, die sie abgemahnt hat, die „Fiesen“ sind, weiß ich nicht. Ich fand es aber sehr spannend, da ich nie gedacht hätte, dass so etwas überhaupt passieren kann.

Category-Flooding

Was ist das? Ziemlich genau das, wonach es klingt. In lukrativen Genres werden massenweise Bücher veröffentlicht, um den Markt zu fluten und den Wettbewerb zu beeinflussen („Category-Flooding“ = „Kategorie-Flutung“). Ghostwriters werden bezahlt, um möglichst schnell Bücher in egal welcher Qualität zu schreiben, die dann auf den Markt geworfen werden. Dadurch wird die Konkurrenz ausgebremst.

Als Teil dieser Praktik, gab es mehrere Fälle, bei denen ganze Seiten von bestehenden Bücher einfach kopiert und in ein neues Buch, unter einem neuen Namen, herausgebracht wurden. Nora Roberts wurde davon betroffen und schreibt darüber in ihrem Blog. Hier möchte ich darauf hinweisen, dass ich nicht die Ghostwriter schlechtmachen will, sondern die Praktiken der Marktflutung.


So, das wars mit der Schock-Woche. Niemand hat gesagt, ein Buch zu veröffentlichen und zu vermarkten wäre einfach! Und Betrüger gibt es nun mal leider überall.

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Quellenanagaben: