[Werbung unbezahlt] Sehr lange gehörte ich zu der Autoren-Front die meinte „ich brauche zum Schreiben nur Word. Alles andere ist unnötiger Schnickschnack“. Und auch jetzt noch glaube ich, dass ein einfaches Schreibprogramm, ob jetzt Word oder etwas anderes, reicht, um Autorin zu sein. Aber wie ich eben so bin, wollte ich doch einmal ein „richtiges Autorenprogramm“ ausprobieren. Ende letzten Jahres, 2019, hat mir dann mein Freund „Papyrus Autor“ zu Weihnachten geschenkt. Damit habe ich dann die zweite Hälfte meines Buches „Ruth – dunkle Träume“, das im Herbst 2020 rauskommen wird, geschrieben.
Um die wichtigste Frage vorwegzunehmen: Lohnt es sich? – Meine klare Antwort: Ja!
Warum es sich gelohnt hat und wie sich das Programm auf meinen Schreiballtag ausgewirkt hat, möchte ich nun mit euch teilen.
1. Stilanalyse & Korrektur
Ich fange direkt mit dem Feature an, das für mich entscheidend war, um zu sagen, dass sich das Programm lohnt: Die Stilanalyse und die Rechtschreibkorrektur.
Auch bei Word gibt es eine Rechtschreibkorrektur, doch Papyrus verwendet den aktuellsten Duden Korrektor, der einfach viel besser ist. Ich bin kein Hirsch in Rechtschreibung und ich schreibe sehr schnell, wodurch viele Fehler und Buchstabenverdreher passieren. Word findet oft sogar sehr offensichtliche Fehler nicht. Papyrus findet auch nicht absolut alle Fehler, aber sehr viele. Sogar meine Lektorin von „Ruth – dunkle Träume“ meinte, ich hätte eine sehr gute Rechtschreibung, was natürlich nicht der Fall ist. Das war alles das Programm. Ich möchte aber dazu sagen, dass man sich den Duden Korrektor, der schlussendlich hier ausschlaggebend ist, auch so für Word holen könnte. Für weniger Geld.
Die Stilanalyse von Papyrus lässt sich nicht wo anders holen. Und sie ist super. Nicht nur, dass sie einem Füllwörter anzeigt, sie hebt auch Wortwiederholungen hervor und markiert Hilfsverben und schwache Verben. Ich tendiere zum Beispiel dazu, etwas zu schreiben wie „In der Ferne konnte sie die Berge sehen.“ Papyrus hilft mir, so etwas zu sehen. Dann kann ich es prägnanter umformulieren zu „In der Ferne sah sie die Berge“. Man kann sogar einstellen, wie viel die Stilanalyse anzeigen soll. Es gibt 3 Stufen. Zugegeben, ich finde, gewisse Sachen zeigt sie zu viel an. Nicht jedes „als“ ist schlecht, nicht jedes „noch“ ist unberechtigt. Aber es liegt ja dann immer noch bei der Autorin, was sie mit dem Hinweis der Analyse macht und mir ist es lieber, wenn zu viel als wenn zu wenig angezeigt wird.
2. Zeitstrahl und Organizer
Papyrus bietet zwei große Features für das Plotting an: Den Zeitstrahl und den Organizer.
Ich muss zugeben, mit dem Zeitstrahl, in dem man seinen Plot auf eine Zeitachse mit genauen Angaben von Start, Dauer und Ende legen kann, kam ich so gar nicht klar. Die Oberfläche ist nicht intuitiv. Ich glaube, so wirklich verstanden habe ich das Feature noch immer nicht. Die Darstellung ist suboptimal. Gewisse Sachen sind zu klein, andere zu groß, und schlussendlich habe ich sehr viel Whitespace auf meinem kleinen Laptop Bildschirm und muss hin und her scrollen. Bei einem Projekt, bei dem die Zeit eine größere Rolle spielt, ist das Feature vielleicht ganz hilfreich. Ich persönlich habe schnell aufgegeben und benutze es zurzeit nicht.
Die Idee vom Organizer ist super. Hier wird der grobe Plot festgehalten, mit Titeln, kurzen Beschreibungen, Erwähnungen von Personen und Orten, die in der Szene vorkommen, Zuteilung zu einem Handlungsstrang, etc. Aber auch hier ist die Umsetzung meines Erachtens suboptimal. Ich muss genau definieren, was ein Kapitel, was eine Szene und was ein Ereignis ist. Beim plotten denke ich aber nicht in diesen Kategorien. Das kommt erst später, wenn der Plot dann steht. Auch hier ist die Oberfläche wieder nicht intuitiv und nicht übersichtlich. Ich muss aber auch sagen, dass mein Plot schon stand, als ich Papyrus bekomme habe. Wäre dem nicht so gewesen, hätte ich mich vielleicht länger mit dem Feature herumgeschlagen und es irgendwann verstanden. Ich hatte meinen Plot aber bereits in yWriter erstellt. Das Programm ist gratis, zwar auf Englisch, aber es war für meinen Plotting-Stil viel passender. Ob ich für mein nächstes Buch yWriter oder Papyrus zum plotten benutze, weiß ich noch nicht.
3. Figurendatenbank & Denkbrett
Zwei weitere große Features von Papyrus, die ich hier erwähnen möchte, sind die Figurendatenbank und das Denkbrett. Beide sind sowohl beim Plotten als auch beim Schreiben hilfreich.
In der Figurendatenbank kann man seine Figuren anlegen und ihre Beschreibung, Hintergrundgeschichte, etc. speichern. Die Maske ist etwas gewöhnungsbedürftig und am Anfang muss man etwas Zeit investieren, bis man sie so angepasst hat, wie man es haben möchte. Mir persönlich waren da viel zu viele einzelne Felder, wodurch ich viel zu lange brauchte, bis ich z. B. gefunden habe, welche Augenfarbe dieser Nebencharakter nochmals hatte. Aber danach ist es sehr hilfreich. Ganz am Anfang hatte ich einfach ein separates Word für meine Charaktere und Orte. Danach habe ich yWriter verwendet. Ich muss sagen, dass auch hier, genau wie bei der Plotübersicht, yWriter für mich fast ebenso gut war wie Papyrus.
Ein kleiner Zusatz hier: Bei yWriter konnte ich noch separat Orte und Items anlegen. Das fehlt mir bei Papyrus. Ich weiß nicht recht, ob ich es einfach noch nicht gefunden habe, aber schlussendlich habe ich es unter dem „Recherche“-Feature angelegt. Dieses Feature habe ich sonst nicht wirklich benutzt. Werde ich aber beim nächsten Buch, da ich glaube, das könnte auch ganz hilfreich sein.
Auch das Denkbrett habe ich ehrlicherweise nicht viel benutzt. Es lässt einen eine Art Mindmap oder so was Ähnliches erstellen. Mit Textboxen, Pfeilen, Verbindungen, Kommentaren, Icons, etc. Wenn man ganz am Anfang seiner Buchidee steht, ist das vielleicht hilfreich. Ich persönlich mache so was aber lieber auf einem realen „Denkbrett“ mit Post-its und Markern. Ich besitze weder ein Whiteboard noch einen Flipchart, aber ich habe mir aus einer MDF-Platte und Packpapier etwas Ähnliches gebastelt 😀
4. Ansicht und Export
Gerade für die Phase, wenn die erste Version des Buches steht, finde ich diese zwei Features von Papyrus hilfreich: Die Einstellungen zur Ansicht sowie die Exportmöglichkeiten.
Schon beim Schreiben kann es hilfreich sein, die Ansicht in Papyrus zu verändern. Es gibt z.B. einen „Schreibmodus“, bei dem man wirklich nichts außer dem Text sieht. Keine Toolbar, keine Navigation, nichts. Das ist ganz nett, benutze ich persönlich aber nicht. Praktisch ist aber, dass man ganz leicht zur Normseiten-Ansicht wechseln kann. Das ist für das Korrektorat sowie den Angaben zur Anzahl an Normseiten echt praktisch.
Noch viel praktischer finde ich aber die Exportfunktion. Darüber kann man das Dokument ganz leicht als EPUB oder MOBI (oder natürlich auch Word oder PDF) exportieren. Gerade um das Buch an Testleser zu schicken oder um sich das Buch selbst auf seinen eReader zu ziehen, ist das super. Davor habe ich das mit dem gratis Programm Calibre gemacht. Auch da ist das nicht schwierig, aber es ist eben noch ein Programm und ganz intuitiv ist es auch nicht.
Fazit: Alles in allem kann ich Papyrus empfehlen, hauptsächlich wegen der Stilanalyse und des Korrektors. Die anderen Features sind sehr nett und auch praktisch, können aber auch mit einer Gratisalternative (wie yWriter für das Plotting und Calibre für die Exporte) ersetzt werden. Bei Papyrus hat man aber schön alles in einem Programm und wer bereit ist, für Bequemlichkeit etwas Geld in die Hand zu nehmen, dem kann ich wärmstens zu Papyrus raten. [Werbung unbezahlt]
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